Zürichsee-Zeitung vom 2.12.2004
Wenn Musiklehrer in der Freizeit spielen
Wädenswil: "Musikclub-Dienstag-Lunch" gab ein Konzert im Volkshaus
Unter dem Namen "Tuesday Lunch Music Club" gaben sich Wädenswiler Musiklehrer und der Gitarrist der Rockgruppe Redwood in einem gut gefüllten Volkshaus ein Stelldichein. Obwohl der Abend als offener Jam gedacht war, ernteten die Musiker Beifall, als wäre es ein Konzert gewesen..
VON MARCEL HEGETSCHWEILER
Sie scheinen sich gut zu verstehen, der Wirt des Volkshauses in Wädenswil, Pius Marbach, und die Musiklehrer der Musikschule Wädenswil. Die Geschichte dieser Bekanntschaft ist schnell erzählt: Es ereignete sich jeweils am Dienstagnachmittag, als eine Handvoll Musiklehrer nach der üblichen Mittagszeit mit hungrigem Magen ins benachbarte Restaurant Volkshaus pilgerten, da sie über die Mittagspause unterrichten mussten. Pius Marbach stellte sich jeweils spontan nochmals hinter die Küchentöpfe und verköstigte die hungernden Musiker.
Ein Treff der Musiklehrer
Es gefiel den Musiklehrern anscheinend jeweils derart gut, dass sie am Abend
wiederkehrten und ihre jeweiligen Musikinstrumente gleich mitbrachten, um noch
ein bisschen zusammen zu spielen. So entstand schliesslich der "Tuesday
Lunch Music Club". Typisch für dies ist seine offene Zusammensetzung,
zu der auch immer wieder andere Musiker gestossen sind. Am Dienstagabend war
dann auch der Redwood-Gitarrist Markus Lim mit von der Partie und begleitete
die Musiklehrer mit Gesang und akustischer Gitarre.
Von Bob Dylan zu Eminem
Der Schlagzeuger Lukas
Landis erklärte vor dem Konzert, die Gruppe hätte sich für
diesen Abend dazu entschlossen, Pop- und Rockhits zu spielen. Die letzten Male
bewegten sie sich vorwiegend im Jazzbereich, was dem Hörer natürlich
auch diesmal nicht verborgen blieb. Die Gruppe interpretierte Stücke quer
durch die Musikgeschichte, von Bob Dylan über die Rolling Stones bis hin
zu einem äusserst gelungenen Eminem-Cover. Bei diesem bewies sich der Sänger
Markus Lim auch als Sprechsänger, der es versteht, sich unter
den jeweiligen musikalischen Bedingungen frei zu bewegen und den Text eines
typischen, auf Samples und quantisiertem Beat basierenden Hip-Hop-Songs in den
Groove einer Liveband einzupassen.
Die Musiker spielten routiniert und hatten offensichtlich Spass am gemeinsamen Spiel. Es wurde aufeinander gehört, man verfolgte zusammen, wohin das gemeinsame Spiel trieb, und keiner der Musiker drängte sich in den Vordergrund. Ein Merkmal, das man leider allzu of an verschiedenen Amateur-Jams antrifft. Das mehrheitlich jüngere Publikum sass an seinen Tischen, schwatzte miteinander, hörte der Musik zu und applaudierte kräftig. Dies nicht nur am Ende jedes Stückes, sondern auch nach den teilweise sehr beeindruckenden Soli des Saxophonspielers Jonas Knecht und des E-Gitarristen Werner Fischer.
Soli zwischen Jazz und Rock
Die Gitarre und das Saxophon waren es denn auch, die neben der Stimme Mark Lims
für Glanzpunkte sorgten. Der Gitarrist Werner Fischer zeigte sein
Können auf dem Gebiet der untermalenden Klangteppiche. Diese kreierte er
oft durch langanhaltende Töne oder kurz angespielte Figuren und liess sie,
bisweilen wie abgebrochene Sätze, wunderschön im Raum liegen und sanft
ausklingen. Er hinterliess dadurch leichte, aber doch kräftige Stimmungen.
Auch die Soli bestachen durch eine ausgeprägte Dynamik und Kreativität
im Aufbau. Obwohl der Jazz immer erkennbar blieb, spielte Werner Fischer
doch auch Rocksoli, die jeden echten Rocker zu einem Schrei der Begeisterung
verlockten. Der Saxophonist Jonas Knecht brillierte vornehmlich bei
den ruhigeren Nummern durch Phantasie in der Melodieführung und ein ausgeprägtes
Gespür für die Dynamik seines Instrumentes. Er tat dies abseits der
leider viel zu oft anzutreffenden "Tonleiter-rauf-und-runter-Brettern"
und schuf durch das Saxophon wunderbare, schwelgende Stimmungen. Er konnte aber
auch in schneidend scharfe und sehr rhythmische, wilde Soli fallen.
Weitere Konzerte erwünscht
Zusammengehalten wurde alles durch ein sehr aufmerksames Bass- und Schlagzeuggespann.
Dieses vermochte klar zu führen und den gespielten Stücken durch teilweise
verblüffende Interpretationen der Rhythmusmuster Schwung zu geben. Oder
hat schon jemand den Eminem-Song "Lose yourself" mit leichtem "Drum
and Bass"-Anklang gehört? Man kann nur hoffen, dass sich Pius Marbacher
vom Restaurant Volkshaus noch länger jeweils dienstags umd das leibliche
Wohl der Musiklehrer bemüht.
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