March Höfe Zeitung vom 08.09.2003
Super-Sound im Jazz-Club Riedmatt
Wollerau: Jazz Group Udo Fink offerierte am Freitagabend mitreissende Souvenirs
Udo Finks CD «Souvenirs II» wurde von der Ad-hoc-Band mit Bravour zum Live-Konzert erweckt. Die professionellen Musiker aus der Region und Sängerin Janet Dawkins boten Jazz der Extraklasse, komponiert und/oder arrangiert von Altmeister Udo Fink am Keyboard.
VON MATTHIAS SCHERRER
Die Kulturkommission Wollerau als Veranstalterin dieses Jazzabends hatte die nüchterne Riedmatt-Halle in einen Jazz-Club mit Stil und festlicher Ambiance verwandelt: Weisse Tischtücher und Kerzen wirkten Wunder und lieferten den passenden Rahmen fuer ein musikalisches Erlebnis erster Klasse.
Grooviges Sextett mit Dame
Die jungen Musiker, die Udo Finks Ruf an diesem Abend gefolgt waren, sahen sich
erst am Nachmittag vor dem Konzert zum ersten Mal und hatten sage und schreibe
eine Stunde Zeit, um sich auf das Konzert einzustimmen. Das Resultat konnte
sich hören lassen. Die Homogenität und Präzision dieses vielfältigen
Klangkörpers war beeindruckend, vor allem in den Unisono-Partien der Bläser.
Ebenfalls eine reife Leistung brachte die Sängerin Janet Dawkins, die sich
zu Beginn eher verhalten, dann aber ausdrucksstark und abwechslungsreich präsentierte.
Udo Finks «Vermächtnis»
swingt und lebt
Es war an und fur sich erfreulich, dass das vielfältige Schaffen von Udo
Fink als Komponist und Arrangeur, das bereits auf den vier CDs «Souvenirs
I bis IV» für die «alten Tage» konserviert worden war,
wieder einmal zum Leben erweckt wurde.
Die Band mit Christoph Grab (Tenorsax), Edgar Schmid (Posaune), Werner Fischer
(Gitarre), Christoph Mächler (Bass) und Tony Renold (Schlagzeug) bewies
ihre eigenständige musikalische Kompetenz im Blues-Festival «Billie's
Bounce», einem Bebop-Thema von Charlie Parker, auf eindruckliche Weise.
Von der subtilen, expressiven Fink-Komposition «Harlem Mood», die
im samtigen Vocal-Dialog die Frage stellte «I am feeling lonely - and
you?», ging die musikalische Reise weiter zu «Sweet Li» -
der zarten Bossa-Hommage an Udos Lebensgefährtin. Man fühlte sich
in die Zeit von Astrud Gilberto und Stan Getz zurückversetzt, auch wenn
Englisch etwas weniger «Saudade» anklingen liess als Brasilianisch.
Begnadete Solisten brillierten
Nach dem Pausen-Apero, offeriert von der Gemeinde Wollerau, startete die Band
mit «Tribute to Jay and Kay», zwei berühmten Posaunisten der
sechziger Jahre. Und so liess denn Edgar Schmid nichts anbrennen - sein kraftvolles
Solo, gefolgt vom feinfühligen, reduktiven Tenorsaxofon Grabs - begeisterte
ebenso wie die sich gegenseitig jagenden Phrasen der beiden Bläser. Aber
auch der Drummer Tony Renold begeisterte die Zuhörer zu Standing Ovations
mit seinem Solo in «Samba de pacotinho». Man wähnte sich eher
mitten in einer Samba-Schule am Carnaval von Rio de Janeiro als im Schulhaus
von Wollerau.
Mit der elegischen Zugabe «Mona Lisa» beschloss Janet Dawkins ausdrucksvolle
Stimme das Konzert - mit der gleichen Mystik, die auch das Lächeln der
Dame auf dem gleichnamigen Bild charakterisiert. Es bleibt zu wünschen,
dass Udo Fink seine «Konservenbüchsen» noch lange öffnen
und uns seine Souvenirs mit Drive und Verve live servieren wird.
Die Ad-hoc-Band um Udo Fink
(rechts am Piano) sorgte für gepflegten Jazz in Wollerau.
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